Travel on two wheels

14. Tag: Mi., 9.4.: Montbéliard – Besançon (94 km)

Die Wetterlage hat sich wieder erholt, es scheint die pralle Morgensonne, als ich mich nach der Verabschiedung von meinen lieben Gastgebern aufs Rad schwinge. Die heutige Etappe ist landschaftlich ein Traum. Entlang des Doubs, ein stark mäandernder Fluss, gehts verschnörkselt durch die Franche-Comté, wie das hiesige Département sich nennt. Schön langsam wird alles immer grüner. Die Bäume tragen großteils schon Blätter. Die Wiesen sind saftig und blütengespickt. Störche sind am Fluss unterwegs. Einer begleitet mich sogar ein Stück lang.
Besançon ist die Landeshauptstadt der Franche-Comté. Gestern Abend hat Francis, mein gestriger Host, netterweise in Eigenregie noch einen weiteren Warmshowers-Host für mich kontaktiert – somit ist das Quartier für heute Nacht schon gecheckt. Adrien heißt der junge Mann, der mich heute beherbergen wird, und er hört sich schon am Telefon recht nett an.
Nach einer wunderschönen Etappe ist die Ankunft in Besançon eine wahre Krönung. Die sehr große Altstadt ist bestens erhalten und wirklich hübsch. Hübsch sind auch die Mädels, die hier herumrennen, einige spreche ich auch an, hole mir Empfehlungen, was es in der Stadt zu besichtigen und zu tun gibt. Drei Punkte werden mir genannt: Die Citadelle, von der mir Onkel Dietmar schon vorgeschwärmt hatte; das Maison Natale de Victor Hugo, um das mich Mama hier sicher beneidet; und das Musée du Temps, ein Museum über Zeit. Dass ich am Ende alle diese Sehenswürdigkeiten nur von außen sehe, liegt vor allem an meinem Fahrrad. Meinem Fahrrad? Ja, meinem voll bepackten Reisefahrrad, das ich in einer Stadt nur ungern stundenlang unbeaufsichtigt abstellen würde. Das hindert mich, der ich ja alleine unterwegs bin, ein bisschen am Kulturkonsum. Aber am Ende ist es – sa ma sich ehrlich – auch ein bisschen Faulheit nach dem Radeln und Respekt vor den Eintrittspreisen. Ich verbringe auch so einen geschmeidigen Nachmittag in der Stadt, indem ich bei Brioche Dorée einkehre, WLAN schnorre, Leute anspreche und durch die Gassen schlendere.
Um halb sieben treffe ich dann auf Adrien, den ich von der Uni abhole. Wir radeln gemeinsam zu seiner Bude, er auf einem alten Postfahrrad, das er einmal wo gefunden und fahrtüchtig gemacht hat. Adrien ist um die 30, studiert Geographie und lebt mit seiner chinesischen Freundin Ai in einer sehr authentischen Studentenwohnung. Als Informatiker hat Adrien einen halben Raum voller aufgestapelter PCs, es ist ein geordnetes Chaos, aber er scheint sich vollkommen auszukennen. Als eingefleischter Radl-Fan hat er sogar schon eine Studenten-Rad-Organisation gegründet: http://velocampus.olympe.in/www/ . Wir verbringen einen netten Abend, bis ich vor Müdigkeit regelrecht ins Bett kippe. Bis am nächsten Morgen bin ich ein Stein.

12.4.14

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