13. Tag: Di., 8.4.: Mulhouse – Montbéliard (65 km)
Gegenwind und Regen sind mir bisher komplett erspart geblieben. Irgendwann musste sich das ja ändern.
Viel zu spät komme ich aus den Federn. In aller Herrgottsfrüh hat es ziemlich geregnet, was meine Motivation, aus dem kuschligen Schlafsack zu schlüpfen, nicht gerade befeuert. Aber es muss sein. Noch im Zelt räume ich alles in die Taschen ein, damit bei einem kommenden Regenguss nicht alles nass wird. Das Zelt baue ich erst ab, als alle Taschen am Rad sind und der Himmel eine kurze Pause macht. Abhauen gelingt mir erst so gegen zehn Uhr.
Anfangs noch dunkelschwarz, lockern die Wolken nach und nach auf, bis auch ein bisschen Blau sichtbar wird da oben. Eh klar: kaum zieht man prophylaktisch die Regenkluft an, kommt die Sonne heraus. Soll mir aber recht sein.
Wirklich mühsam ist nur der Gegenwind, der mir mit locker 25km/h ins Gfrieß blast. Da gibts Erbaulicheres. Ohrstöpseln rein, Kapuze rauf, und mit Katzenbuckel (vor Unbehagen) fest treten. Viel geht allerdings nicht weiter. Gerade einmal 11 Stundenkilometer schaffe ich, was auch an einer generellen miesen Laune liegt. Die ist einfach zu erklären: ich hatte noch kein frühstück. Gestern aus Faulheit nichts mehr eingekauft und jetzt haben wir den Salat – und nicht mal den. Um halb zwölf Uhr mittags (!) dann der rettende Wegweiser: “SNACK->” und daneben ein Hotdog aus WordArt affichiert. Hotdog zum frühstück? Im Land der kulinarischen Genüsse? Das klingt nach Hochverrat. Muss aber sein. Am Ende wird’s dann ein unendlich fettiges American Sandwich, das mit Würstel und Pommes gefüllt ist. Egal. Ich brauch was zu essen.
Mein Elan lässt aber auch nach dem “Frühstück” zu wünschen übrig. Schuld ist der Gegenwind. Extrem mühsam. Irgendwann schaff ichs dann doch ins Ziel – Montbéliard.
Wie es das Schicksal will, hat der hiesige Campingplatz geschlossen. Toll. Die nette Dame in der Touristeninfo drückt mir eine Hotelbroschüre in die Hand. Unter 50 Mäusen spielt sich da nichts ab. Dank Wifi kann ich allerdings weitere Recherchen betreiben – auf couchsurfing und Warmshowers. Keine zehn Minuten habe ich schon zwei positive Antworten von Hosts direkt in der Umgebung. Stark. Ich entscheide mich für den Host auf Warmshowers, da man sich unter Radlern doch ein bisschen leichter tut. Francis heißt mein Gastgeber, Jacqueline seine Ehefrau und die beiden heißen mich sehr herzlich willkommen. Francis ist pensioniert und seit einigen Jahren unternimmt das Paar regelmäßig Radreisen in Europa (siehe www.lorday25.blogspot.fr), speziell in Frankreich, da Francis keine Fremdsprachen beherrscht, was allerdings in Frankreich nicht unüblich zu sein scheint. Mich wiederum freuts, da ich so mein französisch üben kann. Nach einem Abend bei gutem französischem Essen und einer kurzweiligen Unterhaltung bin ich wieder voll drin. Die beiden loben mein französisch sogar mehrmals. Da kommt Freude auf.
11.4.14
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