Travel on two wheels

11. Tag, So., 6.4.: Konstanz – Schaffhausen – Erzingen

Nach einem erholsamen Wochenende in Konstanz steht für heute eine kürzere, aber umso schönere Etappe am Programm.
Was mich ziemlich überrascht, ist, wie schnell ich von Konstanz über die schweizerische Grenze fahre. Das geht nämlich binnen fünf Minuten. Ziemlich cool, das dritte Land auf meiner Reise. Grüezi Schwyz!
Die Schweizer sind Weltmeister, was Infrastruktur betrifft – vor allem die Radwege sind pipfein ausgebaut, da fehlt es dem radelnden Zeitgenossen an nichts. Asphalt so glatt wie ein Babypopo, dazu lückenlose Beschilderung (teilweise sogar mit Wackelbildern als Symbolen verziert, wie im vorigen Post gezeigt – verrückt!), topfebene Höhenprofile. Interessant ist auch, wie viele Verbotsschilder es in der Schweiz gibt: Hunde- und Pferdeverbot als eigene Schilder (Weißer Kreis mit rotem Rand, in der Mitte das entsprechende Vieh abgebildet) sieht man bei uns nicht allzu oft. Im Ländli dauernd.
Entlang dem Rhein radle ich gemütlichst nach Schaffhausen, das sind kaum 50 Kilometer. Ich muss es heute etwas langsamer angehen, um auch zu sehen, was sich mit meinem werten Knie tut. Die Antwort: Entwarnung! Alles wieder in Ordnung! Keine schmerzen und kein druckgefühl mehr. Perfekt. Das war wohl nur die Überanstrengung im hügeligen Allgäu.
Schaffhausen in der Schweiz ist bekannt für den Rheinfall, der sich dort befindet. Da macht der Rheinfluss glatt einen 30m Drop, ohrenbetäubendes Tosen und Niagara-Look inklusive. Ziemlich steil. Echt beeindruckend zum anschauen. Da das Wetter wieder mal kaiserlich sonnig ist, möchte ich nach dem Rheinfall selbst irgendwo in den Rhein fallen – eine Runde schwimmen im eisigen Wasser. Nur ergibt sich da keine geeignete Stelle mehr, zumal ich nun vom Rhein abzweige – es geht nach Erzingen in Deutschland.
Dort, in Erzingen, wohnen Annika und Joachim, meine lieben Gastgeber für heute. Wie sich diese Einladung ergeben hat, ist schnell erklärt: in einer Konstanzer Disco. Klingt komisch, is aber so. Ich habe Annika zufällig kennengelernt, als ich mit Kevin lumpen war, und sie hat mich sofort eingeladen. So eine Gastfreundschaft habe ich selten erlebt.
Bei Annika und Joachim verbringe ich einen wundervollen Abend. Annika hat selbst schon viel von der Welt gesehen, speziell Südamerika, und Joachim ist ein passionierter Gipfelstürmer, dem keine Bodenerhebung in der Schweiz unbekannt ist. Von ihm lerne ich viel über Europas Gebirge, und das allein in den wenigen stunden. Es gibt neben selbstgemachter Pizza (mmmmh) noch Schweizer Spezialkäse, der bröselig wie Parmesan und würzig wie eine Almwiese ist, außerdem von Joachims Onkel selbst gebrannten Schnaps, der köstlich fruchtig schmeckt und Annika gibt ihre allerersten Cupcakes zum Besten, die ihr wirklich gelungen sind. Joachims Eltern sind auch fahrradbegeistert und wir fachsimpeln über vergangene Touren und geplante Ziele. Mit Joachim komme ich nebenbei in den Genuss, eine lokale Biersorte auszuprobieren: Waldhaus nennt sich das Gebräu und kommt aus dem nahegelegenen Waldshut.
Am nächsten Tag in der Früh will ich meine Sachen aufs Rad packen, aber es steht nicht mehr im Schuppen – Joachims Vater Ernst ist extra früh aufgestanden und hat es sich in die Werkstatt geholt, um die Gangschaltung besser einzustellen (ich habe am Vorabend von Problemen mit dem kleinsten Kettenblatt berichtet, wodurch die Kette schon mehrmals herausgesprungen ist). Außerdem hat er sogar den ganzen Antrieb neu geschmiert. Wahnsinn! Ich bin sprachlos vor Dankbarkeit. Von Annika gibts dann noch Kuchen als Proviant und ich bin im siebten Himmel. So eine Gastfreundschaft ist wirklich überwältigend schön. Ich bin Annika und ihrer Familie sehr dankbar für die tolle Beherbergung.

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